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Karte

Lipari: Monte Pilato
01.05.2002

Vulkane auf Lipari

Nachdem wir gestern einen aktiven Vulkan (den Gran Cratere auf Vulcano) beguckt haben, wollen wir heute einen erloschen Vulkan besuchen. Natürlich sind alle Erhebungen auf den Äolischen Inseln Vulkane und natürlich sind die alle erloschen (bis auf Gran Cratere und Stromboli), aber der Monte Pilato auf Lipari ist ein ganz besonderer Vulkan.

In seiner Schlussphase hat der Monte Pilato nämlich noch Unmengen an Bimsstein (sehr leichtes poröses helles Gestein, schwimmt im Wasser) und Obsidian (schwarzes Vulkanglas) ausgestossen, die in einem langen Strom in Meer geflossen sind. Der Obsidian wurde schon in der Steinzeit oder Bronzezeit abgebaut und kommt eigentlich nur bei den Vulkanen in Südamerika und eben hier vor (sagt unser Steinebuch). Deswegen kann man ja auch überall auf der Insel Obsidian kaufen.

Wir hoffen, am Monte Pilato ganz besonders schöne Stücke Obsidian zu finden und nehmen reichlich Tüten mit, um das zerbrechliche (und verdammt scharfe) schwarze Vulkanglas schadlos mitnehmen zu können.

Erst mal Bus fahren

Dann spazieren wir zur Bushaltestelle hinunter, wo laut Führer und dem Fahrplan an Dianas Haus um 8:30h der Bus nach Canneto losfahren sollte. An der Bushaltestelle treffen wir einen höchst freundlichen und sehr gesprächigen (allerdings nur Italienisch) kleinen drahtigen Italiener mit Schrubber und Putzeimer, der uns gleich seinen Busfahrplan schenkt, als er mitkriegt, dass wir nach Canneto wollen.

Canneto

Dann versucht er Canneto zu preisen und schwärmt uns (vermutlich) von dem tollen Strand dort vor. Als wir ihm zu verstehen geben, dass wir wandern wollen, hält ihn das in keiner Weise davon ab, weiterhin von Canneto zu schwärmen. Die Unterhaltung ist reichlich schwierig und ich komme mir zwar mies vor, aber ich wünschte, dem Mann würde mal irgendwas das Maul stopfen.

Tut es. Der Bus kommt und er findet endlich Leute, die ihn verstehen (und kennen). Ausser dem kleinen Quassler und dem Busfahrer ist noch ein weiterer Mann im Bus, der ein paar Worte Deutsch kann und als die drei rauskriegen, dass wir von Canneto aus auf den Monte Pilato wollen, überschlagen sie sich fast, um uns den richtigen Zustieg zu erklären. Der Bus hält extra ausserplanmässig, damit wir auch ganz sicher den richtigen Treppenweg nach Lami finden.

Der nette kleine Quasselmann zeigt uns sogar derart eifrig den Weg, dass er seine Putzutensilien im Bus vergisst. Er rennt laut rufend und wild gestikulierend dem abfahrenden Bus hinterher und schafft es tatsächlich, das Fahrzeug noch mal anzuhalten. Dann schickt er uns auf den richtigen Weg und wir sind wieder allein unterwegs.

Zum Monte Pilato

neugierige Ziege Der Anstieg in der engen Gasse ist steil und schweisstreibend und bringt uns schnell den Berg hinauf. Manchmal ist es nicht ganz einfach die richtige Abzweigung zu finden, weil die Privatwege zu verschiedenen Häusern deutlicher zu erkennen sind als der eigentliche Weg, der zwischendurch schon mal zugewachsen ist. Bis auf einen kleinen Abstecher, der bald auf einem Feld neben einer neugierigen Ziege endet, finden wir den Weg nach Lami aber ohne Umwege.

Ab hier können wir wieder der Beschreibung im Führer folgen, eine Aufgabe, die mich irgendwie vor mehr Probleme stellt als ganz einfach einem Weg in der Karte zu folgen. Entweder ist mein Verständnis für Formulierungen völlig verdreht oder der Führer ist schlecht geschrieben. Das Problem muss bei mir liegen, denn der Ralle versteht den Text problemlos. Ich klemme mir Führer und Karte in den Hosenbund am Bauch um sie vernünftig griffbereit zum Nachschauen zu haben. Da bleiben sie dann den Rest des Urlaubs, meistens jedenfalls.

Der Anstieg zum Gipfel der Monte Pilato ist ziemlich stressig. Es ist um Mittag herum und wir steigen in der prallen Sonne steil auf losem ausgewaschenen Bimssteingeröll nach oben. Aber es lohnt sich, denn der Ausblick vom Gipfel auf das Bimssteinwerk ist Klasse. Nur von Obsidian findet sich bis auf herum liegende Bruchstücke nichts. Haben die den Obsidian vielleicht schon komplett abgebaut?

Endlich Obsidian

Nein, haben sie nicht. Ein kleiner Erkundungsgang führt uns zu einer Mini-Mine mit Obsidian. Um genau zu sein ist es nur ein erweitertes Loch in der Böschung, wo im weichen Bimsstein schwarzes kompaktes Gestein zu sehen ist. Der Ralle gräbt mit den Händen ein wenig von dem Bimsstein weg um besser an das Vulkanglas zu kommen - und stellt fest, dass das wirklich so scharf ist, wie der Führer gewarnt hat: er schneidet sich an einer scharfen Kante.

die Mine von nah

Ich kicke mit den Schuhen so lange gegen den grossen Obsidian-Brocken in der Mine, bis der sich löst und habe dann ein wunderschönes schwarzglänzendes Stück Vulkan in der Hand, selbst 'gemint', auf das ich so stolz bin, als hätte ich es selber hergestellt. Ich schneide mich auch beinahe an meinem Obsidianbrocken, denn er hat ausser Staub und Dreck auch ein paar ziemlich lose Scherben an sich hängen.

Selbst gemint

Gefunden Ausser diesem selbst-geminten Obsidian-Brocken nehme ich noch ein ausnehmend schönes Stück Vulkanglas mit, dann lasse ich es gut sein. Ich will ja nicht den Berg abtragen. Der Ralle ist von den Steinen so fasziniert, dass er kaum aufhören kann, immer wieder neue Stücke aufzulesen. Erst als sein Verpackungsmaterial zuende geht, hört er gezwungenermassen auf.

Von der Realtität überholt

Eigentlich wollen wir auf einem in der Karte eingezeichneten Weg in einem grossen Bogen über die andere Seite des Monte Pilato absteigen und dann erst wieder auf die Tour im Führer zurück kommen, aber als wir dem Gratverlauf wieder bergab folgen, stehen wir unvermutet vor einem steilen hellweiss glänzenden Abbruch. Huch?

Tja, sieht so aus, als hätte das Bimssteinwerk den Weg inzwischen abgebaut. Naja, bei einer 20 Jahre alten Karte kommt es wohl doch hin und wieder vor, dass die Realität die Karte überholt.

Abstieg nach Aquacalda Wir stapfen also wieder hinauf zum Gipfel und steigen den steilen Weg ab, über den wir hoch gekommen sind. Indem wir minutiös den Anweisungen im Führer finden wir den Abzweig nach Aquacalda problemlos und steigen über einen hübschen, nicht mal allzu verwachsenen Pfad durch Bimsstein und rote Lava ab.

Heimweg

In Aquacalda machen wir im Schatten der Hafenmauer Brotzeit und ärgern uns ein bisschen, dass wir keine Badesachen dabei haben. Bis unser Bus zurück nach Lipari geht, haben wir noch 1 1/2 Stunden Zeit. Ab jetzt nie wieder ohne, beschliessen wir. Zum Ausgleich trinken wir Capuccino in der Hafenbar.

Ein wenig besorgt betrachten wir dabei die grosse Wandergruppe (DAV Summit Club schliesse ich aus dem häufig vertretenen grünen Summit Club Rucksack). Hoffentlich wollen die nicht mit 'unserem' Bus fahren. Da passen sonst womöglich nicht alle rein.

Natürlich wollen sie das. Und obwohl wir noch mit in den Bus passen, passiert bei einer der folgenden Haltestellen schliesslich, was passieren muss: Der Bus ist voll und wartende Fahrgäste können nicht mehr mitgenommen werden.

Wir finden es ziemlich unverschämt, dass so eine so grosse Gruppe nicht für ihren eigenen Transport sorgt. Nein, sowas macht einem Reise-Agenturen nicht grad sympatisch - auch dann nicht, wenn es ein DAV-Ableger ist. In Lipari setzen wir uns noch ein bisserl an den Hafen und genehmigen uns ein Bier. In der ein wenig abgelegenen Bar, wo es Oliven zum Bier gibt. Mmmmh, ist doch gar nicht so schlecht, wie ich immer dachte, das Zeug.

Stromboli oder nicht Stromboli?

Beim Bier reden wir auch wieder über den Stromboli. Eigentlich sollte man sich das absolute Highlight ja bis zum Schluss aufheben, aber das Wetter ist schön und Stromboli (die Insel) ist ja nicht ganz unkritisch zu erreichen. Wenn das Wetter schlecht ist, ist die Insel nicht zu erreichen. Ja, morgen wollen wir da hin.

Wir statten Diana Brown an ihrem Stand eine Besuch ab und fragen nach dem Wetter und nach dem Zustand von Stromboli. Sie rät uns erst mal ab, eine Besteigung allein zu machen und oben zu übernachten, aber nachdem sie die Standardfloskeln losgeworden ist, gibt sie uns einige Tipps und erzählt, dass sie auch schon da oben übernachtet hat. Wir rechnen ihr hoch an, dass sie nicht versucht, mit Gewalt ihre Führungstoren auf den Vulkan zu verkaufen. Eine geführte Tour wollen wir auf keinen Fall.

Da sie auch Bootsfahrten anbietet, fragen wir nach, was sie denn so im Programm hat. Eine Bootfahrt wäre ganz nett und wenn schon, warum dann nicht mit unserer Vermieterin?

Jaaa, da hätte sie grad was ganz Besonderes im Programm. Eine Tour, die sie sonst nie anbietet und die sie extra für eine Gruppe organisiert hat. Lipari, Salina und Panarea in einem Rutsch und für einen Sonderpreis noch dazu. Wir erbitten uns erst mal Bedenkzeit und beschliessen dann, mitzufahren. Der Stromboli kann leicht noch ein bisserl auf uns warten und diese Bootfahrt scheint alles zu bieten, was man kriegen kann.

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