Nach Rabaçal

01.06.2001

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Wasserspiele

Wir erreichten die Abzweigung und stiegen zur dritten Ebene, zur Levada do Risco, auf. Es war nur noch ein kurzer Abstecher von hier bis zum Risco-Wasserfall, einer der großen Attraktionen der Insel.

Es Der Risco-Wasserfall war inzwischen 4 Uhr nachmittags, wir hatten außer vielen Höhenmetern auch einen ganzen Haufen Kilometer zurückgelegt. Ich hätte nichts dagegen gehabt, hier abzubrechen und zum Forsthaus Rabaçal, wo wir übernachten wollten, zu gehen. Ich war von dem Platz am Tunnel abgerückt, weil wir am nächsten Tag wieder zum Forsthaus aufsteigen müssten. Ich ließ mich trotzdem überreden, auch noch zum Wasserfall zu gehen.

Glücklicherweise, denn was uns da in einem schmalen tiefen Kessel erwartete, war sensationell. Aus kaum zu erahnender Höhe fiel ein schmaler Wasserfall vor uns in die Tiefe und verschwand scheinbar im Nichts. Wir mussten bis an den Rand der kleinen Aussichtsplattform treten, um den Boden des Kessels sehen zu können.

Wie auf Madeira üblich fiel das Wasser nicht nur in diesem Wasserfall zu Boden, sondern rann und tröpfelte rund um den ganzen Kessel hinab. Die Wände waren dementsprechend so grün, als hätte jemand eine saftige Allgäuer Wiese zu einer Röhre gerollt und senkrecht gestellt.

Unsere Levada verschwand hinter der Plattform in einem Tunnel, verlief hinter dem Wasserfall in einem Bogen und trat am anderen Ende des Kessels wieder zutage. Hinter dem Risco-Fall konnten wir kleine Öffnungen und Fensterchen erkennen, die ganz offensichtlich zum Levada-Tunnel gehörten. Direkt dort, wo die Levada im Tunnel verschwand, stand ein leuchtend rotes Schild, das den Eintritt verbot.

Ich stellte den Rucksack ab, passierte das Schild und schlüpfte durch den kleinen Wasserfall, der den Tunneleingang benässte. Im Tunnel war es nicht weniger feucht und man musste höllisch aufpassen, nicht auszurutschen. Ich guckte durch jedes Fenster, bis ich am anderen Ende war und winkte von da dem Ralle zu, der noch damit beschäftigt war, eine Plastiktüte zum Fotoschutz umzubauen.

Den Im Tunnel hinter dem Wasserfall Wasserfall von hinten zu sehen war richtig nett. Wir vergnügten uns ein wenig mit den Gucklöchern und dem nassen Tunnel, bis Leute kamen. Ich ging zu den Rucksäcken zurück und schaute dem Ralle zu, der von den abenteuerlichsten Stellen aus Fotos in den wüstesten Blickwinkeln schoss.

Zum Forsthaus Rabaçal

Schließlich hatten wir beide genug und machten uns auf den Weg zum Forsthaus Rabaçal. Wir wollten schauen, ob wir dort bleiben könnten. Wenn nicht, wollten wir zu dem Platz vor dem Tunnel zurückgehen, von dem wir mittags von der lärmenden Holländergruppe vertrieben worden waren.

Am Forsthaus angekommen erkundeten wir die Umgebung und fanden direkt hinter dem Haus, auf einer etwas tiefer gelegenen Wiese, einen idealen Campingplatz. Es gab sogar ein kleines Waschhäusel mit einer Toilette. Jeder Gedanke an den schönen Platz vor dem Tunnel war verschwunden, besser als hier würden wir es nicht treffen.

Wir waren sicher, dass die Belegschaft des Forsthauses, 2 Männer und eine Frau, nichts dagegen haben würden, wenn wir da blieben, fragten aber vorsichtshalber (mit vielen Gesten und wenigen Worten) nach. Kein Problem.

Wir machten es uns gemütlich, packten schon mal die Matten und die Schlafsäcke aus und tranken den ersten Becher Wein. Ich hatte gerade angefangen, unser Abendessen - dicke Suppe mit vielen Nudeln - zu kochen, als plötzlich haufenweise Jugendliche auf dem Forsthausgelände herum stromerten.

Es stellte sich heraus, dass ein ganzer Bus voll Jugendlicher angekommen war, die vermutlich das Wochenende hier verbringen würden. Oje! Die Teenies betrachten uns neugierig von der oberen Wiese aus. Wir hatten den Eindruck, jeder einzelne müsse unser Campen hier ausführlich mit seinen Kumpels besprechen. Wir kamen uns vor wie die Attraktion in einem Zoo. Grmpf!

Als es im Forsthaus Essen gab, verschwanden alle und wir atmeten auf. Ich hatte übelste Bedenken wegen der Nacht. Ich sah lebhaft vor mir, wie sich allzu wache Jugendliche des Nachts Grüppchenweise an uns hinschleichen würden und irgendwelchen Blödsinn anstellen würden. Ich wollte weg. Sofort. Auf der Stelle!

Umzug!

Der Ralle war nicht so recht überzeugt und hatte überhaupt keine Lust, wieder alles zusammen zu packen. Es wurde dämmerig und die Teenies bezogen ihre Schlafsäle ... auf 'unserer' Seite vom Haus. Jetzt standen sie dauernd am Fenster und guckten runter.

"Komm, wir gehen!", forderte ich nachdrücklich. Jetzt ließ sich auch der Ralle überzeugen. Wir stopften alles wahllos durcheinander in die Rucksäcke, setzten die Stirnlampen auf und marschierten los.

Es war ein wenig schwierig, im Dunklen den unbekannten Weg zum Platz vor dem Tunnel zu finden und der Weg war weiter als wir gedacht hatten, aber nach einer guten halben Stunde konnten wir ein zweites Mal unser Lager aufschlagen. Die Ruhe hier unten wurde nur vom Plätschern des kleinen Wasserfalls im Talschluss unterbrochen. Es war wundervoll.

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© 1997 - 2003 Andrea Kullak